Reportagen

„Die Menschen fahren nicht zum Nordpol und fallen von Eisbergen herunter, sie gehen ins Büro, streiten mit ihren Frauen und essen Kohlsuppe.“ So hat Anton Tschechow beschrieben, dass die unzähligen Facetten unseres Lebens nur zu einem sehr geringen Teil aus Heldentum und Exklusivität und überwiegend aus Banalität bestehen. Die Reportage nähert sich mit neugierigem Blick den Phänomenen des Alltags und dokumentiert so in einer Innenansicht ein Stück gelebten Lebens, wobei sie mit dramaturgischem Geschick die Banalität in den Rang des Besonderen erheben muss.

Lutz G. Wetzel hat als Autor über hundert Reportagen verfasst und dabei Menschen und Orte gesucht, die beispielhaft für Zeiterscheinungen und aktuelle Entwicklungen der Gesellschaft sind. Leidenschaften, Hoffnungen, Niederlagen und Verzweiflung werden erkennbar, je näher die Kamera kommt: Der Mikrokosmos ist immer dramatisch. Tod und Sterben werden banal, je weiter man davon entfernt ist. Der Reporter stellt Dramatik her. Er versucht das Ereignis einzufangen, das nur einmal geschieht und das beispielhaft ist für das Phänomen, das er darstellen will. Der von ihm gewählte Ausschnitt der Realität ist immer subjektiv, denn er schafft für seinen Film eine Dramaturgie, die rein nur sehr selten in der Wirklichkeit anzutreffen ist.

Autor und Kamerateam sehen sich als Augenzeugen eines Geschehens, die dem Zuschauer das Gesehene, Gehörte und Empfundene in einer Reportage als Nacherzählung vermitteln wollen. Der Reporter will da sein, wo das Leben spürbar wird: Wo gejagt und gelitten, gefeiert und gestorben, gelacht und geweint wird. Das menschliche Leben, seine Glücksfälle und Katastrophen, seine Farbigkeit und seine Tristesse werden immer den Rohstoff für das Abenteuer Reportage bilden.

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